Clemens Rosenbauer, Andreas Reuter und Sebastian Ritter gründeten 2016 das Start-up ifesca. Das Ilmenauer Unternehmen entwickelt mithilfe von künstlicher Intelligenz eine Software zur Prognose von Energiedaten. Zu den Kunden zählen Energiehändler, Netzbetreiber, aber auch Unternehmen aus der Industrie. Wir sprechen mit Sebastian Ritter.
Wie sind Sie auf die Idee zur Gründung von ifesca gekommen?
Ich habe an der TU Ilmenau Ingenieurinformatik studiert und bin als studentische Hilfskraft zum lokalen Fraunhofer Institut gekommen. Dort hatte ich meine ersten Berührungspunkte mit dem Thema „Energie“ und wie man sinnvoll damit umgeht. Nach meiner Diplomarbeit bin ich im Fraunhofer Institut geblieben und habe mich in einer Arbeitsgruppe mit den Themen Ressourcen- und Energiemanagement beschäftigt. Der Schwerpunkt lag auf der Vorhersage und Optimierung von Energiedaten. Das habe ich 14 Jahre gemacht und dabei auch meine Mitgründer Clemens Rosenbauer und Andreas Reuter kennengelernt.
Wie ging es los?
Wir wollten uns mit unserer Geschäftsidee selbstständig machen. Wir haben sprichwörtlich auf der grünen Wiese angefangen, um unsere Software mit der neuesten Technologie aufzubauen. Wir haben jede Zeile Quellcode neu geschrieben, was man dem Produkt heute auch anmerkt. Wir haben Kunden, die brauchen rund 50.000 Berechnungen pro Tag. Dafür muss unsere Software sehr gut performen. Aber gleichzeitig muss das System auch effizient programmiert sein, da wir die benötigten Ressourcen im Rechenzentrum auch bezahlen müssen. Das kann unser Produkt leisten.
Das haben wir in der Anfangszeit mit einem Team aus acht Leuten begonnen. Es ging darum, die Idee ein Jahr lang zu finanzieren, um einen ersten Prototypen zu entwickeln.
Wie konnte die bm|t dabei unterstützen?
Wir haben unsere Idee bei der bm|t gepitcht und in einer ersten Seed-Finanzierungsrunde rund 800.000 Euro erhalten. Damit war unser erstes Jahr finanziert. Man muss dazu sagen, dass wir bis dahin nur die Idee hatten – noch keinen Prototypen. Aber wir hatten in unserer Investmentmanagerin Cornelia Böse eine Frau an unserer Seite, die an uns geglaubt hat.
Wie funktioniert der Algorithmus?
Es ist ein Ping-Pong-Spiel der verschiedensten Systeme. Über digitale Schnittstellen werden uns die Daten übermittelt. Im Falle eines Direktvermarkters erhalten wir zum Beispiel die Messung der Stromerzeugung der letzten Viertelstunde. Dazu holen wir uns die aktuellen Wetterdaten und weitere Informationen. Das wird digital verarbeitet, sodass unser Kunde in den nächsten Sekunden die aktuelle Vorhersage bekommt.
Wie sehen die Investmentrunden nach der Startfinanzierung aus?
Gemeinsam mit der bm|t werden Meilensteine gesetzt, die man erreichen muss. Wir brauchten auch erste Betakunden für die Software, um eine Anschlussfinanzierung zu erhalten. Die bm|t steigt außerdem mit einem Co-Investment ein, sodass es weitere Investoren oder auch privates Kapital benötigt. Auch bei dieser Suche wurden wir von unserer Investmentmanagerin Cornelia Böse unterstützt. Sie hat viel Ausdauer bewiesen. Bei so einem Start-up geht es ja auch immer mal hoch und runter. Wir sind inzwischen im sechsten Jahr unserer Gründung, was nicht viele Gründer erleben dürfen. Das ist besonders für uns und daran hat die bm|t einen großen Anteil. Auch weil wir namhafte Investoren gefunden haben. Inzwischen haben wir rund 15 Millionen Euro Investmentkapital eingesammelt.
Was würden Sie Start-ups raten, die sich für die Zusammenarbeit mit Investor*innen interessieren?
Wir haben Investoren, die unsere Strategie unterstützen und dem Management vertrauen. Dieses Vertrauensverhältnis ist wichtig, damit wir wirklich frei arbeiten können. Wir sind auch mit den Investoren weiterhin Herr unserer Dinge. Es geht eben nicht nur darum, Geld zu beschaffen, sondern auch Lebenserfahrung und Know-how zu akquirieren. Man muss auf den richtigen Mix achten.
Vielen Dank für das Gespräch!
Um immer wieder neue Erkenntnisse zu gewinnen und die Innovationskraft von ifesca zu erhalten, betreibt das Unternehmen eine eigene Forschungsabteilung. Woran das Team forscht, erzählt Sebastian Ritter im #TABinterview.