Robert Hellmundt und Alexander Döpel haben im Jahr 2017 die Heyfair GmbH gegründet. Mit ihren Produkten machen die Gründer Hygiene sichtbar: Ihr Desinfektionsmittel macht deutlich, ob man sich korrekt die Hände desinfiziert hat und die Seife zeigt Defizite beim Händewaschen. Dass dazu mehr nötig ist, als Farbe in ein Desinfektionsmittel oder eine Seife zu geben, lernten die zwei Thüringer schnell. Im Interview mit Alexander Döpel sprechen wir über das Gründungsland Thüringen und welche Inspiration für ihn von Veranstaltungen, wie den Investor Days Thüringen, ausgeht.
Wie konnte Sie die bm|t unterstützen?
Wir haben uns frühzeitig an das neudeli gewandt. Die Gründungswerkstatt der Bauhaus-Universität Weimar hat uns ein umfassendes Netzwerk zur Verfügung gestellt. So sind wir erstmalig auch mit der bm|t in Kontakt gekommen, um von deren Beratung und fachlicher Expertise zu profitieren. Und dieser Kontakt ist auch während unseres Gründungsstipendiums nicht abgerissen. Das Netzwerk war da und wir konnten immer darauf zugreifen, was wir auch intensiv genutzt haben.
Wie wichtig ist diese Beratung für Sie gewesen?
In der Phase vor der Gründung und auch während der Gründung ging es wahnsinnig viel um Beratungsleistung, die uns wirklich enorm geholfen hat, verschiedene Meilensteine zu erreichen: Also das Gründerstipendium zu bekommen, aber auch das Start-up gründen zu können, denn natürlich geht es da auch um die Finanzierung und die Frage, welche Möglichkeiten gibt es in Thüringen, um so ein großes Projekt verwirklich zu können.
Wie haben Sie denn die Investor Days Thüringen in Erinnerung?
Die Investor Days Thüringen begleiten wir schon ziemlich lange, denn wir waren schon während unseres Studiums von solchen Veranstaltungen begeistert. Für uns ist da eine Welt aufgegangen, in der wir uns total wiedergefunden haben. Unabhängig davon, dass wir später selbst an den IDT teilgenommen haben, war es wahnsinnig inspirierend zu sehen, was für ein Spirit dort herrscht, welche Ideen dort vorgestellt und am Ende auch umgesetzt werden. Wir haben die Investor Days also immer wieder besucht, um auch die Erfahrungen von den Gründern damals mitzunehmen. Wir haben immer das Gespräch gesucht und wollten wissen, welche Schritte die anderen Gründer gegangen sind. Vor welchen Problemen haben sie gestanden? Wie haben sie die gelöst? Kann die Gründung in Thüringen funktionieren? Denn für uns stand schon die Frage im Raum, ob Thüringen der richtige Standort ist. Und wenn ja, in welcher Stadt? Gibt es hier die entsprechende Infrastruktur? Findet man hier entsprechende Mitarbeiter? Solche Fragen konnten uns eben unter anderen auch auf den Investor Days Thüringen beantwortet werden.
Wann haben Sie selbst an den IDT teilgenommen?
Als wir 2017 selbst an den Investor Days teilgenommen haben, war das inspirierend und eine tolle Erfahrung. Schlussendlich hat uns die Veranstaltung auch hinsichtlich der Finanzierung die ersten Weichen gestellt.
Warum haben Sie sich denn letztendlich für Thüringen entschieden?
Wir sind während des Studiums oder der Arbeit als Freelancer gut rumgekommen. Wir waren in verschiedenen Bundesländern und anderen Ländern, was damals auch wirklich viel Spaß gemacht hat. Irgendwann kam aber der Gedanke auf, eine eigene Familie zu gründen, weshalb Sesshaftigkeit nochmal eine ganz andere Rolle einnimmt. Für uns hat die Heimatverbundenheit und die Nähe zur Familie dann den Ausschlag gegeben, in Thüringen zu bleiben. Und auch das Netzwerk, was wir uns während des Studiums und der Gründungsphase aufgebaut hatten, war hauptsächlich thüringenweit verankert. Wir haben uns in Thüringen wiedergefunden und das hat sich gut angefühlt. Man kann es nicht anders sagen, es ist ein kleines Bundesland und es wunderbar familiär.
Und wieso fiel die Wahl auf Jena als Unternehmensstandort?
Beim Thema „Chemie“ ist Jena einfach der Standort schlechthin. Hier finden wir die Menschen, von denen wir überzeugt sind, dass sie uns weiterbringen. Dort sind aber auch die Absolventen der Hochschule oder Universität, die wir brauchen. Am Beutenberg gab es außerdem die Möglichkeit im Bioinstrumentezentrum Laborräume anzumieten. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn wir hatten einige Zeit nach passenden Räumlichkeiten gesucht, die neben Büroräumen auch noch über ein komplett eingerichtetes Labor verfügen. Das war ein Sechser im Lotto als wir dafür den Zuschlag erhalten haben.
Wir kannten nämlich noch ganz anderen Zustände aus unserer Vorgründungsphase. Den Prototypen haben wir in provisorisch eingerichteten Laborräumen zusammengebaut. Das war eine alte Herrentoilette und Umkleide im Keller eines alten Geschäftsraumes. Die Sanitäranlagen waren nicht mehr drin, es war dunkel und auch eine Lüftungsanlage war schon verbaut. Das war einfach perfekt, denn wir mussten am Ende nur noch eine Kabine einbauen. Aber es ist eben schon witzig, nicht in einer Garage zu gründen, sondern in einer alten Herrentoilette. Und der Einzug in die neuen Räumlichkeiten war definitiv ein Meilenstein. Parallel dazu hatten wir damals mithilfe der bm|t und privater Investoren auch einen höheren sechsstelligen Betrag eingenommen, sodass wir ab diesem Zeitpunkt auch wachsen konnten. Wir haben neues Personal eingestellt und neue Geräte angeschafft, die wir letztlich für die Forschung und die Produkteinführung im Folgejahr gebraucht haben. Ohne das wäre es nicht möglich gewesen.
Stichwort „Gründungsland Thüringen“ – was läuft denn schon gut im Freistaat?
Positiv ist die Gründungsinfrastruktur in Thüringen. An der Hochschule hatten wir die Möglichkeit, die Gründerwerkstatt zu besuchen, die uns immer beratend zur Seite stand. Darüber hinaus kann man sich bei TAB, STIFT, ThEx, bm|t etc. Beratung einholen, was nicht selbstverständlich ist. Wir hatten aber auch Anlaufstellen in freien Gründerzentren, wie zum Beispiel der Kreativetage in Weimar. Hinzu kommen viele Preise und Veranstaltungen, die wir in unserer Vorgründungsphase intensiv genutzt haben. Das sind tolle Events, bei denen man mit anderen Gründern in Berührung kommt. So erfährt man nochmal auf eine ganz persönliche Art, was es bedeutet zu gründen.
Das hat irre viel Spaß gemacht und sowas kann auch inspirieren, in Thüringen zu gründen und diese Infrastruktur auch selbst weiter zu beleben.
Was sehen Sie kritisch?
Was anfangs wahnsinnig viel Zeit und Ressourcen gekostet hat, ist die unfassbare Bürokratie, mit der wir zu tun hatten. Das kann man nicht anders sagen. Gerade der bürokratische Umfang unseres Stipendiums war extrem. Wir sind unglaublich dankbar über diese Möglichkeit gewesen, aber es war schon ernüchternd,als wir festgestellt haben, dass beinahe die Hälfte der Zeit für Reportings und Nachweispflichten draufgegangen ist. Es gibt doch so viel Spielraum, aus dieser Zeit mehr rauszuholen. Und ich glaube, dass diese Hürden auch viele vom Gründen abhält. Das darf nicht passieren.
Vielen Dank für das Gespräch!
Mehr Informationen zu den Meilensteinen der Gründung und wie die Heyfair GmbH mit den Herausforderungen der Corona-Krise umgegangen ist, lesen Sie im #TABinterview.