Gemeinsam mit Dr. Christian Sternitzke gründete die gelernte Physiotherapeutin Anke Mayfarth 2020 das Start-up TEDIRO. Das Ilmenauer Unternehmen entwickelt einen Roboter, der die Arbeit von Physiotherapeuten erleichtern und die Fortschrittsanalyse von Patienten effektiver gestalten soll. Wir sprechen mit Mitgründerin Anke Mayfarth.
Wie funktioniert der Roboter?
Wir haben einen Roboter entwickelt, der autonom navigieren kann. Die 3D-Kameras sind in der Lage, zu erkennen, wer der Patient ist. Unsere Vision ist, dass wir mit diesem autonom navigierenden Roboter in Zukunft aus der Bewegung heraus auch andere Bewegungen analysieren können. Im besten Falle wird der Roboter also eine mobile Ganganalyse durchführen können. Im Rahmen von Forschungsprojekten werden solche Übungen am Handlauf getestet. Diese sollen dann sowohl für neurologische Patienten als auch für orthopädische Patienten mithilfe des Roboters durchgeführt werden. Auch Übungen, wie das Rückwärts- und Seitwärtsgehen, die insbesondere ältere Menschen mobiler machen, sind denkbar. Die wichtigsten Funktionen unseres Roboters sind der Erhalt und der Ausbau der Gehfähigkeit.
Welche Hürden mussten Sie auf dem Weg der Gründung meistern?
Die Regularien für die Marktzulassung von Medizinprodukten sind extrem hoch. Es geht schließlich um die Sicherheit von Patienten. Wir müssen zum Beispiel eine klinische Zulassungsstudie der Ethik-Kommission durchlaufen. Diese Studie basiert auf Bewertungen, die vom TÜV Rheinland Berlin als Prüflabor gecheckt werden. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ist beteiligt. Wenn man eine Tür öffnet, befinden sich dahinter fünf weitere Türen mit weiteren Auflagen. Das kostet viel Zeit und jede Menge Geld. Deswegen ist es so wichtig, dass wir Investoren haben. Medizintechnik braucht einen langen Atem. Das war uns bewusst, trotzdem können wir uns auf die Schulter klopfen, wenn wir es in ein paar Jahren geschafft haben.
Wie konnte die bm|t unterstützen?
Die bm|t ist unser Lead-Investor. Mit unserem Investmentmanager Sebastian Knedlik haben wir außerdem einen guten Ansprechpartner, der uns immer unterstützt. Wenn wir uns an die bm|t wenden, dann helfen sie uns bei unseren Themen. So haben wir zum Beispiel auch auf den Investor Days pitchen können. Das war eine super Möglichkeit, um Kontakte zu Investoren zu knüpfen. Gerade das Pitch-Training hat uns sehr geholfen, um Feedback von unabhängigen Dritten einzuholen. So ein ehrliches Arbeitsfeedback finde ich sehr wichtig.
Sie sitzen in Ilmenau und Leipzig. Was passiert an welchem Standort?
Wir sitzen an zwei Standorten. Unser Unternehmenssitz in Ilmenau liegt in der Nähe der TU Ilmenau. Dazu haben wir uns entschieden, weil unser Start-up als Forschungsprojekt der Uni Ilmenau und der MetraLabs GmbH entstanden ist. Unsere Mitarbeiter sind also hier verwachsen. Uns ist außerdem die Nähe zu MetraLabs sehr wichtig, da sie unser wichtigster Partner in der Entwicklung unserer Plattform ist.
In Leipzig ist unsere Marketing-Abteilung ansässig. Hier haben wir Experten, die untersuchen, wie wir unsere Stakeholder – Pflegepersonal, Patienten, Physiotherapeuten etc. – mit unseren Anwendungen erreichen. Wir wollen uns außerdem breiter aufstellen, um in Leipzig auch unseren Vertrieb aufzubauen. Dafür nutzen wir auch verschiedene Robotic-Netzwerke in Sachsen. Gleichzeitig können wir auf die Fördermöglichkeiten aus zwei Bundesländern zurückgreifen.
Wie ist Ihre Vision für die Zukunft?
Wir nennen unseren Roboter gerne ein „fahrendes Smartphone“, denn eigentlich ist es nichts anderes als eine App auf dem Handy. Und unsere erste App auf dem Roboter ist eben das Gangtraining an Unterarmstützen. Unser Ziel ist es, noch weitere Apps zu entwickeln, damit der Roboter beispielsweise als Lotse oder Nachtwächter agieren kann. Auch eine Funktion für das Spazierengehen haben wir im Blick.
Vielen Dank für das Gespräch!
Mehr Informationen zu Fördermöglichkeiten im Lifescience-Bereich sowie den Werdegang von der Physiotherapeutin zur Gründerin, erzählt Anke Mayfarth im #TABinterview.