INTERVIEW MIT GRÜNDER FELIX WIEGAND: „WIR DENKEN FAST NUR IN WOCHEN“
Die Vergleich- und Buchungsplattform Pamyra.de gibt heute den Abschluss einer neuen Investitionsrunde bekannt. Das deutsche Logistik-Startup konnte erneut sowohl Bestands- als auch Neuinvestoren überzeugen und weiteres Wachstumskapital einsammeln. „Pamyra verfolgt als Partner für den digitalen Vertrieb von Speditionsdienstleistungen weiterhin ein Geschäftsmodell, das auf partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Speditionen auf der eine Seite und Versendern auf der anderen Seite beruht,“ erläutert Chief Financial Officer (CFO) Dr. Lasse Landt. „Mit Arne Anderssohn als ehemaligen Top-Manager aus der Speditionsbranche mit über 30 Jahren Erfahrung bei Unternehmen wie Dachser oder DB Schenker und Toni Sonn, dem Gründer und CEO der CaseKing Group, mit jahrelanger, tiefer Erfahrung im online Handel konnten wir das Team mit Blick auf die nächsten Schritte absolut perfekt ergänzen.“ Angeführt wird die Runde vom Technologiegründerfond Sachsen (TGFS), der bereits 2018 bei Pamyra eingestiegen war.
Mit der neuen Investitionsrunde sichert sich Pamyra.de erfolgreich zum wiederholten Male in Folge Kapital zum Ausbau und zur Weiterentwicklung der 2016 von Felix Wiegand und Steven Qual gegründeten digitalen Logistik-Plattform. Im aktuellen Interview gibt der Gründer und CEO Felix Wiegand Einblicke in das Startup-Leben, verrät anderen Gründern Tipps für den Umgang mit Investoren und erzählt wie es in den kommenden Monaten mit Pamyra.de weitergeht.
Wie würdest du deinen Großeltern das Konzept hinter Pamyra.de erklären?
Felix Wiegand: Wir ermöglichen es Unternehmen, die Paletten versenden über unsere Plattform online Preise von Speditionen zu vergleichen und dann die Besten zu buchen.
Hat sich die ursprüngliche Idee von Pamyra.de seit der Gründung verändert?
Felix Wiegand: Ja, denn ganz am Anfang wollten wir Leerfahrten vermitteln, mussten dann jedoch lernen, dass Speditionen teilweise selbst nicht wissen, wo die Fahrzeuge gerade sind und wie viel Kapazitäten sie noch freihaben.
Wie genau hat sich Pamyra.de seit der Gründung entwickelt?
Felix Wiegand: Alles wird immer besser und besser. Umsätze steigen, neue Ideen, die den bestehenden Marktplatz ergänzen, entstehen und die Marke Pamyra wird immer bekannter.
Wo steht das Unternehmen heute? Bist du zufrieden mit der unternehmerischen Entwicklung der letzten Monate?
Felix Wiegand: Mittlerweile gehören wir zu den Top-Startups im Bereich der Logistik-Plattformen. Die in den letzten Monaten entwickelten Produkte nehmen Form an und Speditionen freuen sich darauf und sind auch bereit dafür den einen oder anderen Euro auszugeben. Es gibt jedoch wie immer und überall Dinge, die besser laufen könnten.
Gab es Momente oder Situationen, wo du gedacht hast „Das war’s! Die Idee ist zum Scheitern verurteilt“?
Felix Wiegand: Nein und das ist zum Glück tatsächlich noch nie vorgekommen. Vielleicht liegt das auch an meinem Gründergen und der Tatsache „Nichts ist unmöglich”.
Wie hat es sich nach all der „Vorarbeit“ angefühlt eine große Finanzspritze zu erhalten?
Felix Wiegand: Man würde vermuten, dass Stress von einem abfällt, aber das war nicht der Fall. Nach der Runde ist vor der Runde und der Runway ist begrenzt. Also gilt es auch unmittelbar nach der Investitionsrunde mit Hochdruck seine Ziele zu erreichen.
Hast du einen guten Tipp für andere Gründer nach Abschluss der ersten Finanzierungsphase? Was gilt es hier zu beachten?
Felix Wiegand: Der Finanzplan sollte im Detail aufzeigen wie lang der Runway ist und man sollte sich gut überlegen wie die nächste Investorstory aussieht. Denn darauf muss zügig hingearbeitet werden. Umso früher man Traction nachweisen kann, umso besser wird dann die Bewertung.
Hat sich der Spirit der Firma seitdem die Investoren dabei sind verändert?
Felix Wiegand: Für unser Team ist im Grunde alles beim Alten geblieben. Die Straight Forward Mentalität kommt schon immer von mir und nicht von den Investoren.
Auf welche Bereiche fokussiert ihr euch bei der Unternehmensentwicklung aktuell?
Felix Wiegand: Nachdem der Marktplatz funktioniert, entwickeln wir nun daraus die ersten SaaS-Modelle um perspektivisch immer systemrelevanter zu werden und unseren Vorsprung zu sichern.
Wie seid ihr international aufgestellt und wie sind eure weiteren Pläne bei der Internationalisierung?
Felix Wiegand: Pamyra in anderen Sprachen anzubieten ist naheliegend, aber bis zur nächsten Runde nicht geplant. Dementsprechend wenig Beachtung findet das Thema derzeit bei uns. Der DACH-Markt bietet aktuell riesige Chancen, die wir mit der höchsten Priorität entwickeln, anschließend weiten wir schrittweise aus.
Vom Internationalen zurück zum Lokalen: Was ist das Besondere an der Leipziger Gründerszene für dich ganz persönlich?
Felix Wiegand: Anders als in Berlin kann man hier noch Sichtbarkeit bekommen, ohne 10 Millionen Euro einzusammeln. Das Netzwerk ist gut und man unterstützt sich gegenseitig. Positiv zu erwähnen ist auch die niedrige Fluktuation der Mitarbeiter.
Wie erlebst du die gesellschaftliche und politische Wertschätzung als Gründer in Deutschland?
Felix Wiegand: Reflektiere ich die gesellschaftliche Wertschätzung, so habe ich das Gefühl, dass die in den letzten Jahren etwas nachgelassen hat. Als ich vor 6 Jahren mit Pamyra gestartet bin, war das noch anders. Aber das ist meine persönliche Wahrnehmung, die sicher auch regional geprägt ist. Mittlerweile sitzen wir im Leipziger Westen. Hier bekommt man für eine Idee zur Weltrettung definitiv mehr positiven Zuspruch als für ein kommerzielles Geschäftsmodell und das ist auch gut so. Der Politik ist die Relevanz junger, innovativer Unternehmen sicher bewusst. Wir haben in den letzten fünf Jahren durch unterschiedlichste Förderprogramme profitiert. Ohne diese gäbe es Pamyra nicht.
Was könnte man dennoch verändert bzw. verbessern?
Felix Wiegand: Die Politik hat viel angekündigt und nur Teile davon umgesetzt. Das frustriert Gründer natürlich. Instrumente wie EXIST und INVEST-Zuschuss sind für viele junge Unternehmen kriegsentscheidend und müssen dringend erhalten und ausgebaut werden.
Was ist eure Vision – wo wollt ihr in drei Jahren stehen?
Felix Wiegand: Wir denken fast nur in Wochen. Ein Monat ist bei uns schon viel Zeit. In drei Jahren sind wir Marktführer in unserer Nische. Unser Cashflow ist positiv und wir sind systemrelevant für viele Speditionen in DACH. Und das wichtigste: Unternehmen oder Privatpersonen vergeuden keine unnötige Zeit mehr zum Einholen von Angeboten bei Speditionen.
Zu guter Letzt: Wie schafft ihr es bei Pamyra.de gute Mitarbeiter und Talente zu rekrutieren?
Felix Wiegand: Wir nehmen dafür externe Hilfe in Anspruch. Wir investieren nicht wenig in die Suche nach Talenten. Oft ist es leider auch bei uns so, dass wir nicht die Gehälter eines Konzerns zahlen können, weshalb wir beim ersten Kennenlernen dann durch andere Sachen punkten müssen. Bei uns gibt es zum Beispiel dreimal die Woche selbstgekochtes Mittagessen im Team, oft vegetarisch und von unserer Feel Good Managerin Mukki mit Zutaten aus den umliegenden Gärten zubereitet. Wir versuchen Mitarbeiter ihren Stärken und Wünschen entsprechend einzusetzen, damit sie mit guter Laune durch den Tag kommen. Auch unser Standort in einem alten Tapetenwerk, inmitten von Freigeistern und Künstlern, von Parks und einem Fluss umgeben, trägt dazu bei, dass Leute lieber bei uns mit auf die Reise kommen, als in einem schnöden Büro für jemanden zu arbeiten. Daneben bieten wir auch den üblichen Start-up Schnick-Schnack: Einen Raum mit einer Halfpipe zum Skaten und Yoga machen, Obst, Kaffee, flexible Arbeitszeiten, nette Kollegen, Tischtennis, einer Dartscheibe und vieles mehr.
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